KI – aber wie? Übersetzertag 2024
Zusammen mit dem Deutschen Übersetzfonds laden wir ganz herzlich zum Übersetzertag 2024 ein! Unter der Überschrift KI – aber wie? Übersetzen zwischen Ästhetik, Autonomie und Automatisierung nehmen wir uns in Impulsen, Workshops und Diskussionen die technischen Entwicklungen der letzten Jahre vor – und zwar praxisorientiert.
Die Welt der Textarbeiter·innen ist in Aufruhr, nicht erst seit im November 2022 ChatGPT auf den Markt kam: Die einen nutzen KI-Software, andere lehnen sie für sich kategorisch ab. Um das Wie, um den konkreten, sozial verantwortlichen Umgang mit künstlicher Intelligenz werden wir als Gesellschaft aber nicht herumkommen.
Die Werbeversprechen der Tech-Industrie haben sich im Feld des literarischen Übersetzens nicht erfüllt, und zwar weitgehend unabhängig von Genre und Schöpfungshöhe. Maschinentexte sind halbgare Fertigprodukte – und doch dient KI manchem Verlag als Vorwand, um bei der Übersetzung zu sparen. Zu Hungerhonoraren sollen Menschen den Output dann aufpolieren. Der Berufsverband VdÜ rät von solchen Aufträgen ab.
ChatGPT löste einen weltweiten Hype aus. Übersetzer·innen, die sich in der Tech-Landschaft auskennen (Stichwort AI literacy), beobachten die Lage nüchtern und können selbstbestimmt entscheiden, mit welchen Hilfsmitteln sie arbeiten wollen. Der Übersetzertag 2024 nimmt sich in diesem Sinne die technischen Entwicklungen der letzten Jahre vor – und zwar praxisorientiert. Was tun wir, wenn wir literarische Texte übersetzen? Welche Tools bieten Arbeitserleichterungen oder Impulse für unsere künstlerische Arbeit? Wir tauschen uns aus, tauchen ein in übersetzerische Verfahren und taxieren die Bedingungen der Kulturarbeit in Zeiten von künstlicher Intelligenz.
Einladung und Programm als PDF zum Download
Ablauf
10:00 Begrüßung und Vortrag
11:00–13:00 und 15:00–18:00 Workshops
19:30 Abendveranstaltung mit Panel-Diskussion
Für die Workshops am Vor- und Nachmittag bitten wir um Anmeldung über dieses Formular (Kostenbeitrag inkl. Mittagssnack: 10 €). Bitte Laptops mitbringen!
Nur Abendveranstaltung: 8 € / 5 €. Tickets online oder an der Abendkasse.
Kuratiert von Andreas G. Förster, Heide Franck und André Hansen (Initiative »Kollektive Intelligenz«). Ein Projekt des Deutschen Übersetzerfonds und der Initiative »Kollektive Intelligenz«. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Programm
10:00 Begrüßung: Jürgen Jakob Becker, Andreas G. Förster
10:15 Keynote: Chantal Wright: The End of the World as We Know It? Übersetzen im Zeitalter der KI
11:00–13:00 Workshops
1) Chantal Wright: Was uns ausmacht. Zu einer Philosophie der menschlichen Übersetzung
2) Núria Molines Galarza: Tech Ergonomics (Flux, Calibre, Dragon) – auf Englisch
3) Max Limper: Handgemachte Automatisierung. Skript-Programmierung für Übersetzer·innen
Pause
15:00–17:00 Workshops
4) Núria Molines Galarza: CAT-Tools (Sketch Engine, Wordfast) – auf Englisch
5) Lisa Palmes/Alexander Geyken: Künstliche Lexikografie. KI im Wörterbuch
6) André Hansen: Selbstbestimmtes Post-Editing. KI-Workflows in der Praxis
Pause
19:30 Keynote: Dietmar Dath
Podiumsdiskussion: KI – aber wie … ?
… wie verändern sich durch KI das Literaturübersetzen und die Buchproduktion, wie verändern sich Text und Textkompetenz? Welche Folgen haben unsere Entscheidungen über die Arbeitsgestaltung, und an welchen Stellen ist ein Umdenken nötig?
Es diskutieren Dietmar Dath (Autor und Journalist), Janina Krieger (Springer Nature), Janine Malz (Literaturübersetzerin) und Chantal Wright (Translatologin). Moderation: Heide Franck (Kollektive Intelligenz).
Anschließend: Publikumsgespräch
Workshops
1) Chantal Wright: Was uns ausmacht. Zu einer Philosophie der menschlichen Übersetzung
Wir Menschen stehen einem literarischen Text alles andere als gleichgültig gegenüber. Unsere Biographien, unsere persönlichen Bibliotheken, unsere Körper, unsere Emotionen und unser Intellekt fließen in unsere Übersetzungsarbeit hinein. Sowohl der Übersetzungsprozess als auch die Übersetzung selbst sind für uns wesentlich. In diesem Workshop wollen wir spielen und experimentieren, um unser «Ich» in der Übersetzung noch sichtbarer zu machen.
2) Núria Molines Galarza: Tech Ergonomics for Literary Translators (auf Englisch)
Optimize your translation process! Learn to create a comfortable workstation, embed dictionaries in your reading tools, and boost your productivity with speech recognition software. Enhance your efficiency and translate with fewer constraints to foster creativity, coherence, and quality (Flux, Calibre, Dragon).
3) Max Limper: Handgemachte Automatisierung. Skript-Programmierung für Übersetzer·innen
Bei wiederkehrenden Arbeitsschritten, störrischen PDFs und heiklen Suchen-und-Ersetzen-Manövern kann der Rechner helfen – wenn man ihm sagt, was er machen soll. Mit Skripten (kleinen Programmen) geht das leichter als gedacht. Im Workshop machen wir erste Schritte und erkunden weitere Möglichkeiten. Mehr Info hier.
4) Núria Molines Galarza: Corpora & CAT-Tools for Literary Translators (auf Englisch)
Enhance your translation and style analysis skills with custom corpora and CAT tools adapted for literary translators’ needs. Discover how to create tailor-made corpora, how to analyse its results, and learn the possibilities CAT Tools can offer literary translators (Sketch Engine, Wordfast).
5) Lisa Palmes und Alexander Geyken: Künstliche Lexikografie. KI im Wörterbuch
KI oder Wörterbuch, ist das eine gute Frage? So viel ist klar: Schon bei der Wörterbucherstellung kommen generative KI-Methoden zum Einsatz – allerdings nur unterstützend und mit redaktioneller Nachkontrolle. Wir geben Einblicke in die international vernetzte Wörterbuchwerkstatt des DWDS und diskutieren über computergenerierte Bedeutungsbeschreibungen.
6) André Hansen: Selbstbestimmtes Post-Editing. KI-Workflows in der Praxis
Post-Editing muss sich nicht auf den mühsamen Wort-für-Wort-Vergleich von Original und KI-Output beschränken. In selbstbestimmten Post-Editing-Workflows schließen sich Kreativität und KI nicht zwangsläufig aus. Wir kombinieren KI mit CAT-Tools, setzen adaptive Systeme ein und testen aggregierende Workflows.