Von März bis Mai 2023 haben 14 Übersetzer*innen mit DeepL experimentiert. Sie haben einen Sachtext (den Anfang von Aubrey Gordons What We Don’t Talk About When We Talk About Fat) und den Ausschnitt eines Unterhaltungsromans (aus Melissa Fergusons Meet Me in the Margins) anhand von unterschiedlichen Aufgabenstellungen bearbeitet. Die Berichte zu den unterschiedlichen Workflows sind auf den Unterseiten zu finden. Zu jedem Bericht hat eine andere Teilnehmerin oder ein anderer Teilnehmer eine Review verfasst. Daraus ist ein vielstimmiges Bild über den Stand der Maschinenübersetzung in der Literatur entstanden. Eine Auswertung der Arbeitserfahrungen unternimmt der Artikel »Kollektive Intelligenz – Kann KI Literatur?«.
Die in den Berichten formulierten Ansichten spiegeln nicht notwendigerweise die Haltung der Projektleitung wider.
Workflow 1: Das einfache Lektorat
Wenn die Maschine übersetzt, brauchen wir dann überhaupt noch eine Person, die die Ausgangssprache beherrscht? Reicht es nicht, den Zieltext zu bearbeiten und für das Publikum zurechtzuschneidern? Im ersten Workflow haben die Experimentierenden nur mit dem DeepL-Output gearbeitet und sollten den Ausgangstext nicht beachten.
Workflow 2: Wörterbuch DeepL
Ganze Texte durch die Maschine jagen, das ist vielleicht nicht immer eine gute Idee. Doch wie steht es mit einzelnen Sätzen, Phrasen und Wörtern? Kann DeepL ein erweitertes Wörterbuch sein? Kann es das klassische Wörterbuch vielleicht sogar ersetzen? Schließlich müssten die Trainingsdaten einen viel reichhaltigeren Kontext liefern als die knappen Einträge eines Nachschlagewerks.
Workflow 3: Post-Editing in Word
»Diesen Text hat eine Kollegin in house übersetzt. Sie müssen nur noch drübersehen, ein Übersetzungslektorat anfertigen.« Die fragliche Kollegin heißt in diesem Fall DeepL, und unsere Teilnehmerinnen haben den maschinenübersetzten Text bearbeitet, gewissenhaft mit dem Original verglichen und ihre Beobachtungen aufgeschrieben.
Workflow 4: Post-Editing in DeepL
DeepL stellt in seiner App und in seiner Web-Oberfläche einige Funktionalitäten bereit, die für Übersetzer*innen nützlich sein könnten. Die wohl wichtigste ist die Möglichkeit, auf ein Wort zu klicken und Alternativen geboten zu bekommen. Lohnt es sich, den DeepL-Output zunächst im Programm selbst zu bearbeiten und ihn erst anschließend einer letzten Korrektur in Word zu unterziehen?
Workflow 5: Post-Editing in DeepL mit Glossarfunktion
DeepL stellt auch eine Glossarfunktion zur Verfügung. Wir können vorab einzelne zentrale Begrifflichkeiten übersetzen, diese Begriffe in DeepL als Glossar hinterlegen und auf diese Weise den Output der Maschine an unsere Bedürfnisse anpassen. Ist das beim Literaturübersetzen hilfreich?
Workflow 6: CAT-Tool mit Glossar und DeepL-Plug-in
In Workflow 6 setzen die Teilnehmer*innen auf eine Kombination verschiedener Technologien. Computergestützte Programme à la Trados Studio und memoQ (CAT-Tools) kommen in Kombination mit einem DeepL-Plug-in zum Einsatz. Ob es hilft, in diesen Mix noch ein Glossar hineinzuwerfen?